Wesen (griech. usia, lat. essentia), 1. ein einzelnes Ding, bes. ein lebendes oder als lebend gedachtes; 2. die Eigenart, die „Natur“, das eigentümliche Sein, Sosein (--> Dasein) eines Dinges; 3. das Wirkliche,„Wesenhafte", das „eigentliche“ Sein im Gegensatz zum Schein; 4. Das Allgemeine, „Wesentliche“, einer ganzen Art oder Gattung, seine Bedeutung, seine Idee, sein Sinngehalt. Die griech. Philosophie denkt W. und Sein vorwiegend in Eins zusammen. Später, bes. mit dem Aufkommen des modernen Irrationalismus (bes. seit Schopenhauer) werden sie immer schroffer als Gegensätze empfunden; --> Wesenheit. - Im Sinne der modernen Psychologie ist W. eine der --> Gestaltqualitäten, d.h. es ist eine erlebte Eigenschaft der Gegenstände, und zwar eine ausdruckshaltige; zu den W.seigenschaften (Ausdrucksqualitäten) gehören z.B. Charakter, Ethos, Habitus, Stimmung, Gefühlswert, die, wenn sie an Sachen auftreten, mehr oder weniger adäquat mit Adjektiven bezeichnet werden wie: feierlich, freundlich, stolz, finster, friedlich, wuchtig, zierlich; männlich, weiblich, kindlich, greisenhaft, polternd, krachend, klirrend, heulend; lächelnd, traurig, drohend, einladent, abweisend usw. Es handelt sich also um eine objektive Verlebendigung von Gegenstandseigenschaften. „Tatsächlich sind die W.seigenschaften dasjenige an dem anschaulich Gegebenen, das allein fähig ist, auf uns Eindruck zu machen, unser eigenes Wesen unmittelbar zu berühren ... Für jede W.seigenschaft gibt es ein ganz bestimmtes Gefüge (--> Struktur), in dem es sich am reinsten und zwingendsten verwirklicht, dieses nennt man ,ausgezeichnet‘ oder ,prägnant‘“ (W. Metzger, Psychologie, 1957); -->Prägnanz, --> Sinn. X.Zubiri, Vom W.,1968 aus: Kröner Philosophisches Wörterbuch

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